Herzlich willkommen zur 1. Bantorfer Kräuterwanderung im Rahmen der Zukunftswerkstatt Dorfleben!
Für die Daheimgebliebenen folgt eine kleine Zusammenfassung der ersten Meter, dann musste Carmen weg und konnte nicht weiter dokumentieren und probieren.
Jutta hat uns die Augen geöffnet für die Schlemmermeile der Natur, an der wir täglich unachtsam vorbeihasten.
Nach der Kräuterwanderung wollten wir eigentlich nur mehr am Weg entlanggrasen.
§§§
§1 Man kann fast alle Pflanzen am Wegesrand essen. Besonders die, die in der Kategorie „Unkraut“ mit Elan immer wieder entfernt werden. (Wenn Giersch, Vogelmieren, Löwenzahn und Sauerampfer so zäh, langlebig und unausrottbar sind, könnten sich die Eigenschaften auch auf den Esser übertragen? – freie Assoziation von Carmen …)
§2 Mitdenken! Hundegassistrecken sind aufmerksam zu beernten, direkt nach Herbizid- oder Pestizidkur auf dem Nachbaracker wird ebenfalls von der Ernte abgeraten. Und so weiter.
§3 Ja, manche Kräuter schmecken (ziemlich) bitter. Und das ist gut so, nämlich für die Leber, die dadurch stimuliert wird und auch die Gallenblase wird angeregt. Heute ist unser Geschmack sehr ent-bittert, weil Gemüsen und Salaten (wer hat noch gewässert?!) die Bitterstoffe weggezüchtet wurden.
§4 Grüne Smoothies (Kräutershake aus dem Mixer) gehen immer, da kann auch mal, also mal! – ein älteres Blatt dabei sein, es fällt im Mund nicht allzu faserig auf nach dem Pürieren. Junge Blätter und Triebe sind immer erste Wahl, in ihnen steckt alle Kraft des Krauts. Blühen die Kräuter, stecken sie die Kraft in die Blüten und die Blätter verlieren an Wirkung. Sonst gilt: Kräuterquark oder Salat oder Tee ist immer eine sichere Bank bei der Zubereitung, es muss kein Smoothie sein.
§5 Wenn es gesund ist, kann es teilweise auch heilen. Wir waren aber auf lukullischer Mission. Es muss schmecken. Und die Geschmäcker sind sehr unterschiedlich. Manche mögen Gundermann zum Beispiel, andere nicht. ;)
……………………
Nun ein paar mit-stenographierte Tipps.
Giersch wird auch Gichtkraut oder Geißkraut genannt, weil es optisch am Stengelansatz an einen Ziegenhuf erinnern soll. (Carmen erkennt den Paarhufer nicht, vergleicht einfach selbst.) Pflückzeit: wenn frisch und noch eingerollt.
Löwenzahn, junge Blätter für Salat, Tee aus den Wurzeln ist harntreibend und sehr viel mehr.
Breitwegerich ist mir leider nur als erste Hilfe bei entstehenden Blasen in Erinnerung geblieben. Auf die Stelle legen, in die Socke und mit rein in den Schuh.
Brennnessel: ein Wunderding! Die Triebspitzen als Spinat zubereiten oder frittiert als Chips essen, Tee kochen, nach der Blüte Samen sammeln und ins Müsli geben, aber wohl dosieren! Den Mönchen war früher Brennnesselsamen verboten, den Pferden gab man es vor dem Verkauf für glänzendes Fell und viel Elan.
Definitiv giftig und das in jeder Variante ist der Hahnenfuß. Auf der Wanderung fast das einzige Kraut, dessen Verzehr verboten war.
Vogelmiere werden wir ab jetzt, Zitat Jutta: „in Mengen essen“. :-) Sie enthält Selen, Kieselsäure und die seltene aber wichtige Gammalinolensäure (auch in Nachtkerzen, wirkt krampflösend, gegen Schuppenflechte, schleimlösend u.v.m.)
Roh in Salat oder als Spinat. Schmeckt nach jungen Erbsen und Brackwasser. Vor allem im Nachgang.
Tipp: Banane! Rettet den Geschmack ins Leckere.
Gänseblümchen schmecken nussig und hübschen Salat nicht nur optisch auf. (kein Foto)
Gundermann mit seinen kleinen, violetten Blüten, schmeckt würzig intensiv und sollte je nach Geschmack nur als Gewürz eingesetzt werden oder als Tee getrunken.
Gänsefingerkraut wächst fedrig-farnig.
Wir fanden weiterhin: Hirtentäschel, Kamille, sprachen über das Knöterichgewächs Rhabarber, erfuhren, dass das Klettenlabkraut und Wiesenlabkraut eine Familie sind und beide essbar (immer drank denken, es sind die Triebspitzen, die selbst hier zart sind) und man im Pürree nichts klettiges merkt. (keine Fotos)
Stinkender Storchenschnabel (früher fruchtbarkeitsfördernd genutzt), riecht nach Mäusepipi.
Spitzwegerich: DIE Überraschung für alle, denn die unscheinbare Blüte schmeckt nach frischen Champignons! Die Blätter sind gut gegen Husten (in Honig), schmecken im Salat etc.
Taubnessel nutzt man unter anderem für Spinat oder die Süße (Nektar) der Blüten, die ausgelutscht werden.
Vielen Dank für die kulinarische Führung durch das große Deister-Kräuterbeet, liebe Jutta!
Erstmal vielen Dank liebe Jutta, für die tolle Führung und die Erklärungen. Immer wenn ich jetzt irgendwo bin, wo sich auch nur ansatzweise „Unkraut“ aufhält, suche ich nach Essbarem :-)
LikeGefällt 1 Person